Gombori Pass, Einfahrt nach Tbilissi

Mit 90 km und 1250 Höhenmetern war das ein langer, anstrengender Tag! Doch das Wetter war gut, d.h. kein Regen, der Verkehr nur mässig, die Fahrer rücksichtsvoll und die Strasse ganz neu gebaut mit schön glattem Asphalt. Es war herrlich, durch die farbigen Herbstwälder zu fahren.

Mittagspause machten wir bei einer imposanten Staumauer. Wir hatten beschlossen, eine richtige Suppe zu kochen, und waren schon dabei, uns auf einer Bank am Strassenrand einzurichten. Ein Mann kam und machte uns auf einen Tisch unter einem Baum ganz in der Nähe aufmerksam. Dort stellten wir den Kocher auf, kochten uns eine Suppe, in welcher wir eine Büchse Erbsen wärmten (das einzige Gemüse, das wir im vorherigen Dorfladen fanden). Dazu assen wir Brot und Käse (noch immer Proviant vom Pankisi-Tal!). Die ganze Zeit beobachtete uns ein ganz friedlicher grosser Schäferhund. Er bekam ab und zu etwas Brot von uns. Bald gesellte sich ein verlegen, doch freundlich lächelnder junger Mann vom nahegelegenen Haus zu uns. Wieder einmal fehlten uns die Worte, um uns zu verständigen. Wir offerierten ihm von unseren Guetzli und schenkten ihm einen Getreidestengel aus der Schweiz. Er blieb die ganze Zeit mit uns am Tisch sitzen, beobachtete uns aufmerksam und streckte bewundernd den Daumen in die Höhe, nachdem wir alles zusammengeräumt, den Kocher zerlegt und wieder in der Pfanne versorgt hatten. Beim Verabschieden nahm er ein hölzernes kleines Kreuz, das er unter dem Hemd trug, hervor, schaute zum Himmel und gab uns zu verstehen, dass er uns Glück und Segen auf den Weg wünsche.

Nach dieser Stärkung waren die folgenden Steigungen viel leichter zu bewältigen. Doch noch stand uns nach dem ersten richtigen Pass eine weitere Feuertaufe bevor: Die Einfahrt in die 1,5 Mio.-Stadt Tbilissi und das Auffinden von Dodos Guesthouse. Es war schon am Einnachten. Reto fuhr ruhig und sicher voraus, wandte sich immer mal wieder an Passanten mit „Marjanishvili…?“ und erhielt so die richtige Richtung. Es war dunkel und die ersten Tropfen fielen, als wir bei Dodo eintrafen.

Aufmerksam beobachtet der sympathische junge Mann unser Picknick vor seinem Haus

Eine der wenigen Einkaufsmöglichkeiten an der Gombori-Passstrasse

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Der georgische Hund

Hunde gibt es viele in Georgien. Kaum als Haustiere, sondern freilebend oder als Hirtenhunde. Die Hirtenhunde sind gross und stark, haben lange Zähne und wissen, wie man zupackt. Die freilebenden halten sich entlang der Strassen oder an Orten auf, wo es etwas zu fressen gibt. Sie sind zwar in der Regel nicht so gross wie die Hirtenhunde, aber gemäss Darwin überleben auch bei ihnen die tüchtigsten.

Über Land sind Begegnungen zwischen Velofahrenden und Hunden häufig und für erstere mit einer erhöhten Adrenalinproduktion verbunden. Gemäss dem Sprichwort kommt selten ein Unglück, sprich Hund, allein. Angezogen durch das Knurren und Gekläffze, ist bald ein ganzes Rudel beisammen und nimmt sich der Reisenden auf zwei Rädern an. Kein Wunder, ist diese Fortbewegungsart in Georgien doch sehr selten.

Meist verlaufen solche Begegnungen harmlos. Teilweise können sich diese Auseinandersetzungen jedoch über längere Zeit hinziehen und führen zum Einsatz von Wanderstöcken und Steinen als Wurfgeschosse. „Glücklicherweise“ sind viele der Strassenhunde durch Verletzungen behindert, die sie bei Zusammenstössen mit Autos erlitten haben, und so wird ihre Abwehr etwas einfacher.

Von einem Deutschen haben wir gehört, der vor ein paar Tagen bei der Tankstelle oberhalb von Sighnaghi gebissen wurde. Zum Glück gibt es in Gurjaani ein Spital, wo er sich gegen Tollwut impfen lassen konnte.

… und es gibt auch solche, nämlich Freunde

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