Die Wüstenstadt Yazd mit ihren Badgirs und Qanats

Die Stadt Yazd liegt in einer lebensfeindlichen Umgebung inmitten der Wüste. Dennoch wird dieser Ort seit 7000 Jahren bewohnt. Das Problem der extremen Hitze und der Wasserknappheit im Sommer  konnte nur dank einem über die Jahrtausende entwickelten Erfahrungswissen und höchst angepasster Techniken gelöst werden.

Als erstes fallen die Badgirs (Windtürme) auf. Diese überragen die Hausdächer und fangen aus allen Himmelsrichtungen den Wind ein, leiten ihn ins Innere der Häuser und erzeugen so eine angenehm kühlende Luftzirkulation.

Nicht ersichtlich ist die Verteilung und Speicherung des Wassers, das aus den Hunderte von Kilometern entfernten Bergen kommt. Dieses wird in einem fein verästelten unterirdischen Kanalsystem – Qanats genannt – auf die zu jedem Wohnhaus gehörenden Reservoirs verteilt. Durch die Führung tief unter der Erde werden Verluste und Erwärmung des Wassers minimiert.

Die raffinierteren Systeme kombinieren beide Techniken. Die zirkulierende Luft aus den Windtürmen wird zuerst über die Oberfläche des gespeicherten Wassers geführt, wodurch sowohl die Luft wie auch das Wasser zusätzlich gekühlt werden.

Die Reservoirs liegen 1 bis 2 Stockwerke unter den Wohnräumen und sind über Treppen erreichbar. Rings um die Wasserbecken sind Sitzgelegenheiten angeordnet, wo man sich im Sommer bei kühlen ca. 20°C. erholen kann.

Die Häuser verfügen über einen hohen, schattigen Innenhof mit Bäumen, Sträuchern und Blumen, die um einen Teich herum angepflanzt sind. An den Längsseiten sind die Schlafräume angeordnet. Fenster und Türen gehen in den Hof. An den Stirnseiten gibt es lauschige Sitz- und Liegenischen, die mit weichen Teppichen und Sitzpolstern ausgestattet sind. Dicke Lehmmauern schützen das Haus gegen aussen vor Lärm und Hitze.

Plan eines herrschaftlichen Hauses mit grossem Innenhof

Die Gassen der Stadt sind so eng und verwinkelt, dass sie kaum je vom Sonnenlicht aufgewärmt werden. Was für ein Vergnügen, durch diese zu schlendern, und mehr noch, mit dem Velo zu erkunden!

Wir wohnen in einem dieser altehrwürdigen Häuser, im Hotel Orient, wo wir für umgerechnet ca. 20 Fr. pro Tag einen 6er-Schlafraum belegen, ganz für uns alleine. Nach dem Nachtessen geniessen wir auf der Dachterrasse ein Glas Tee nach dem anderen, schauen in den Sternenhimmel und über die Dächer, Windtürme und Minarette der Altstadt.

Obwohl es hier so schön und interessant ist, freuen wir uns nach ein paar Tagen wieder auf das Unterwegssein mit dem Velo und die Abende, Nächte und Morgen im Zelt.

Im Innenhof des Wassermuseums

reich verzierte Fensterfronten …

… verziert mit farbigem Glas

Frauen plaudern und beten

 

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