Ausflug ins Tal der Tauben

Unser erster Morgen in Göreme wird zeitig bei Sonnenaufgang vom Muezzin der nahe gelegenen Moschee angekündigt. Da wir in den Ferien sind haben wir ein Anrecht darauf, uns nochmals auf die andere Seite zu drehen und zu schlafen bis die Sonne unseren Innenhof bescheint. Nach dem Frühstück geht’s mit Herzklopfen ans Veloauspacken: Bereits am Vorabend haben wir festgestellt, dass eine der Schachteln grossflächig aufgeriessen war. Wegen dem massiven Übergewicht unseres Gepäcks hatten wir etliche schwere Sachen in die Veloschachtel geschmuggelt. Nach der Inspektion des Velos und des übrigen Schachtelinhaltes stellen wir mit grosser Erleichterung fest, dass alles in Ordnung ist. So kann’s mit Elan ans Velo zusammensetzen gehen,

Nachdem unsere Räder wieder fahrbereit sind starten wir zum ersten Ausflug auf türkischem Boden. An der Reaktion der hoteleigenen Hühner beim Anblick unserer Velos leite ich ab, dass unser Verkehrsmittel hierzulande eher ungewohnt sind. Aber vielleicht wurde ihre Panik durch unsere beheltmen Köpfe ausgelöst, welche Erinnerungen an kriegerische Invasoren weckte (siehe dazu auch nächsten Abschnitt).

Bei Tageslicht stellen wir fest, dass Göreme mitten zwischen bienenstockartigen Felsen liegt, Auch die Felsen selbst sind mehrheitlich innen ausgehöhlt und dienen als Wohnraum oder als Hotelzimmer. Wie wir erfahren, ist diese Art von Wohnraumbeschaffung keine neuere Erfindung – sie wurde bereits vor 10’000 Jahren in der Gegend praktiziert. Da die Gegend häufig von plündernden Kriegsscharen heimgesucht wurde, sind die Zugänge zu diesen Behausungen vielfach versteckt angeordnet und durch weitläufige Gänge sind Fluchtwege angelegt worden. Die Felskegel sind vulkanischen Ursprungs und das Material ist sehr weich und dadurch leicht zu bearbeiten, Wird der Fels all zu stark aushöhlt wird die Stabilität der Konstruktion labil und das Ganze bricht zusammen. Viele Ruinen zeugen von allzu wagemutigen Ausnutzungen der Felsen.

Unser Ausflug führt uns aus Göreme hinaus ins nahe gelegene Taubental. Der Name kommt von den massenweise in den Fels gehauenen Taubenschlägen, Die Taubenhaltung war nicht durch eine fanatisch briefeschreibende Bevölkerung bedingt, sondern durch die Nutzung des Taubenkotes als Düngemittel. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es ja auch in der Schweiz einen Spruch von den Hühnern und ihrem Mist ?!?!

Die durch das Wasser freigelegten und geformten Lavaschichten sind mehrfarbig und nehmen zum Teil bizarre Formen an. Die oberste Schicht überstehen zum Teil die darunter liegenden und erinnern an Meringueschalen. Fast zuhinterst im Tal treffen wir auf einen älteren Mann, der den wenigen Touristen die sich ins Tal verirren ein paar türkische Kopftücher anbietet. Wir erhalten von ihm eine Tasse Tee und können mit ihm auf Italienisch parlieren, Daneben kann der Mann noch ein paar andere europäische Sprachen, die er durch den Kontakt mit Touristen erlernt hat. Auch wir können ein paar von unseren mühsam erlernten türkischen Brocken an den Mann bringen und sind unheimlich stolz, dass sie sogar verstanden werden. Ganz am Ende des Tals erhebt sich auf einem Felsen ein Dorf das durch eine zerfallene Burg gekrönt wird. Den Besuch des Dorfes Uçisar verschieben wir auf später und gehen zu unseren unterwegs stehengelassenen Rädern zurück und radeln nach Hause.

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