Im Süden Portugals

Wir befinden uns in Milfontes an der portugiesischen Westküste, etwa 200 km südlich von Lissabon. Es ist bereits unser zweiter Ruhetag in Folge und daher haben wir auch einen Anflug von schlechtem Gewissen. Gestern hatten wir ein plausibles Alibi für unseren Müssiggang – es regnete wie aus Kübeln, begleitet von Donner und Blitz. So lagen wir fast den ganzen Tag in unserem Zelt und freuten uns über den sandigen Boden, der das reichlich fallende Wasser gierig aufsog. Nach Auskunft von Hiesigen hat es seit ein paar Monaten in der Gegend nicht mehr geregnet, auch wir konnten bis vorgestern vom strahlenden Wetter profitieren. Heute hingegen hätten wir gut weiterradeln können, auch wenn der Himmel am Morgen noch zweideutige Zeichen von sich gab. Stattdessen haben wir auf den Klippen der Küste lang einen ausgiebigen Spaziergang gemacht und die schöne Natur genossen und sitzen jetzt bei strahlendem Wetter in einem kleinen Restaurant am Strand. Rosa Maria schmiedet Pläne für die Zukunft, ich versuche die nähere Vergangenhiet aufzuarbeiten.

Kormorane an der Kueste von Milfontes

Spazierwege durch den Naturpark der Costa Vicentiana noerdlich von Milfontes

Faszinierende Blumen und Pflanzen in den Duenen und am Strand von Milfontes

Bahnhofsschild

Vor zwölf Tagen sind wir in Portugal angekommen, in Faro an der Südküste. Unsere Velos haben den Flug ohne Blessuren überstanden und so konnten wir die Fahrt vom Flughafen in die Stadt mit eigener Kraft bewältigen. Bei der Suche nach der Jugendherberge von Faro, wo wir die erste Nacht gebucht hatten, wurden unsere rudimentären Portugiesischkenntnisse bereits auf eine harte Probe gestellt. Das Problem liegt weniger bei der Findung der Wörter, die in der geschriebenen Form vielfach irgendwo zwischen Italienisch, Französisch und Spanisch liegen. Die Aussprache hingegen ist eher magischen Regeln unterworfen. Daher ist sowohl vom Sprechenden wie vom Angesprochenen ein grosses Mass an Fantasie und Einfühlungsvermögen gefordert, damit es zu einer Verständigung kommt. Völlig neue Areale im Hirn werden aktiviert, was anscheinend für alte Personen im Kampf gegen Alzheimer von Nutzen sein kann.

Auch wenn Faro nicht gerade zu den touristischen Highlights Portugals gehört, gefiel es uns auf Anhieb. Besondes die Altstadt mit den von Orangenbäumen gesäumten Plätzen und den vielen Störchen auf Türmen und Kaminen ist wirklich schön. Fast alleine schlenderten wir in der Dämmerung durch die gepflasterten Gassen ohne Verkehr.

Nachspaziergang in der Altstadt Faros

Stoerche

Ein grosser Teil der Algarveküste östlich von Faro ist Naturschutzgebiet und daher von den Errungenschaften des Massentourismus verschont. Nach Ankündigung sollte eigentlich ein Fahrradweg dieses Gebiet durchqueren und gerne würden wir dieses Angebot nutzen. Die Signalisation ist jedoch gewöhnlich an den Stellen, wo viele alternative Wege möglich sind, besonders dürftig oder gar nicht vorhanden, so dass wir immer wieder auf der stark befahrenen Hauptstrasse landen. Immerhin finden wir dank der Hilfe eines radfahrenden Touristen den Hintereingang zum Umweltzentrum des Naturparks. Dort können wir dann auch viele Wasservögel, unter anderem Flamingos, in den Salinen beobachten.

Unsere bisherige Route hat uns zuerst in östlicher Richtunng der Südküste entlang bis zur spanischen Grenze gebracht. Von dort sind wir dem potugiesisch-spanischen Grenzfluss Guadiana lang nach Norden bis Alcoutim gefahren. Dann gings wieder westwärts durch das Hügelland der Algarve und dann südwestlich bis zum Kap São Vicente, das den äussersten südwestlichen Zipfel Portugals bildet. Dann haben wir wieder die Richtung geändert und sind an der Westküste nach Milfontes gefahren. Den grössten Teil der Strecke haben wir uns auf schwach befahrenen Strassen bewegt. Da die Porugiesen sehr rücksichtsvolle Autofahrer sind und auch die untergeordneten Strassen einen sehr guten Belag aufweisen, konnten wir das Fahren von Herzen geniessen. Lange Strecken führen durch bewaldetes Gebiet oder haben seitlich Alleen-artige Baumbestände. Meistens handelt es sich bei den Bäumen um Korkeichen oder riesige Eukalyptusbäume. Neben ihrer Schönheit halten die Bäume auch den Wind ab, welcher vor allem in Küstennähe recht stark blasen kann. Längere flache Abschnitte hatten wir bis jetzt wenige, im Allgemeinen geht es rauf und runter, auch wenn die Anstiege nicht sehr lange sind. Auf längeren Etappen können sich doch respektale Mengen von Höhenmetern zusammenläppern.
Bis auf den gestrigen Tag hatten wir fast immer strahlendes Wetter, die Luft ist jedoch noch ziemlich kühl, so dass man ab und zu froh um einen Pullover ist. Anderseits kann man ab Mittag an der Sonne auch schon eine Vorahnung von Sommer haben.

Cacela Velha

am ersten Reisetag, Abstecher nach Cacela Velha

Aussicht von unserem Balkon in Alcoutim: das spanische Ufer des Guadiana

In der friedlichen Altstadt von Lagos

Am Cabo São Vicente, dem westlichsten Punkt Europas

Aussicht auf die Klippen von Sagres

Korkeichenwaelder

Windmuehle

Ideale Radwege auf abgelegenen Strassen durch Eukalyptuswaelder

Meistens übernachten wir im Zelt auf Campingplätzen – Zelten in der freien Natur ist schwierig, da das meiste Land genutzt wird, von Zäunen umgeben ist und der Boden fürs Zeltaufstellen wenig geeignet ist. Glücklicherweise sind wir meistens praktisch alleine auf diesen Plätzen, da diese fast ausschliesslich für Wohnmobile ausgelegt sind. Zelten auf einem Parkplatz ist nicht besonders idyllisch. Überhaupt scheinen wir zu einer sehr ruhigen Zeit hier zu sein. Die teilweise gigantische touristische Infrastruktur ist praktisch unbenutzt, und wenn wir uns längere Zeit am gleichen Ort aufhalten, begegnen wir immer wieder den gleichen Feriengästen.

Die Portugiesen sind in der Regel sehr angenehme Leute, unaufdringlich und dennoch freundlich. Von der Wirtschaftskrise spüren und sehen wir kaum etwas. Einzig Protestplakate gegen die von der EU und dem IWF aufgezwungenen Massnahmen und der Aufruf zu einem Generalstreik in den nächsten Tagen zeigen uns, dass nicht alles beim besten ist. Doch unsere eingeschränkte Sicht und die mangelnden Vergleichsmöglichkeiten mit früher, vermitteln uns kein objektives Bild. Sicher ein Trost ist die Tatsache, dass die öffentliche Infrastruktur wie Gebäude, Strassen, Eisenbahnen und Energieversorgung (noch?) in einem recht guten Zustand sind.

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Bis bald!

Die Reiselust hat uns schon wieder gepackt! Am 5. März 2012 fliegen wir nach Faro, in den Süden Portugals. Unser Plan ist, mit den Velos entlang der Atlantikküste Richtung Norden und nach Spanien zu fahren. Ab Frankreich nehmen wir dann voraussichtlich den Zug. Etwa an Ostern sind wir wieder zuhause.

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